Wandern in Äthiopien – Bale Mountains Nationalpark

Eine Wanderreise in den Bale Mountains Nationalpark ist vielleicht die schönste Möglichkeit die endemischen Flora und Fauna der Hochgebirge Äthiopiens zu erleben. Der Nationalpark bietet mit seinen unzähligen Wanderwegen wunderschönes Naturerleben und mit einer mittlerweile recht beständigen Wolfspopulation, bieten sich hier die besten Chancen den stark vom Aussterben bedrohten Äthiopischen Wolf in seinem Lebensraum sehen zu können. Für mich persönlich ist der Nationalpark ein Kleinod Äthiopiens, weswegen ich ihnen in diesem Beitrag ein paar praktische Reisetipps zum Unterwegssein im Nationalpark geben möchte.

Bale Mountains Nationalpark

Wer nicht wandert, braucht einen guten Geländewagen, um den Park richtig kennenzulernen | Foto: Christian Sefrin

Die schönsten Orte im Nationalpark

Gaysay Grasländer und nördliche Wälder

Dieser Teil des Nationalparkes lässt sich bestens von Dinsho aus, wo sich auch die Nationalparksverwaltung befindet, erkunden. Auf gut begehbaren Waldpfaden um die Parkverwaltung und die Dinsho Lodge herum, kann man gut durch lichte Wachholderwälder wandern. Besonders angrenzend an das Gelände der gegenwärtig geschlossenen Dinsho Lodge sieht man viele Berg-Nyala Antilopen, Warzenschweine Menelik Buschböcke und Paviane.

Vom Nationalparkbüro entlang der Aspahltstraße nach links Richtung Shashamene erreicht man nach sieben Kilometern das wunderschöne Gaysay-Tal mit seinen Grasländern. Mit großer Wahrscheinlichkeit sieht man hier Antilopen oder Warzenschweine und besonders nach der Regenzeit lohnt ein Spaziergang durch die Grasländer mit ihren unzähligen Wildblumen. Während der Regenzeit sind einige Teile zu sumpfig und nicht wirklich begehbar. Von der Hauptstraße kann man auch in etwa einer Stunde zum Web-Wasserfall wandern. Ein wunderschöner Weg, der abwechselnd durch die Grasländer und die Wälder führt.

Bale Mountains Nationalpark

Die Bohor-Riedböcke lassen sich am Besten in den Gaysay Grasländern bestaunen | Foto: Christian Sefrin

Tal des Web-Flusses

Die Piste durch das malerische Webtal startet ebenfalls in Dinsho bei der Nationalparksverwaltung. In der Trockezeit lässt sich die Piste problemlos mit einem guten Geländewagen fahren, aber in der Regenzeit sollte man sich über die Straßenerhältnisse bei der Lokalbevölkerung informieren. Auf den ersten acht Kilometern fährt man entlang der Nationalparkgrenze durch Agrarland der Bauern und vorbei an kleinen Siedlungen. Nachdem man in den Park hineingefahren ist dünnen die Ansiedlungen aus und langsam beginnt das Tal des Web-Flusses. Zwischen Mai und Juli wachsen entlang des Weges überall die rot-gelb leuchtenden Fackellilien. Etwa zwölf Kilometer nach Beginn der Tour führt die Piste parallel zum Fluss durch das Tal. Ein Abschnitt der für Wandrungen lohnt. Leoparden und Adler bewohnen die Talhänge, von denen erstere aber nur noch selten angetroffen werden. Über eine Steinbrücke am Ende des Tals führt die Straße hinein in die afro-alpinen Habitate des Nationalparks, dem Lebensraum der Äthiopischen Wölfe, von denen auch noch einige im Gebiet leben. Kurz hinter der Brücke befindet sich auch der Finch Habera-Wasserfall, ein Ort, der sich bestens für eine Picknickpause oder ein nächtliches Zeltlager eignet.

Bale Mountains Nationalpark

Neben dem spektakulären Web-Tal lohnt ein strapaziöser Ausflug hierher auch wegen den Wölfen die hier vorkommen | Foto: Christian Sefrin

Sanetti-Plateau

Das Sanetti-Plateau ist die größte zusammenhängende Heidemoorlandschaft des afrikanischen Kontinentes und seine karge Mondlandschaft macht den besonderen Reiz eines Besuches aus.

Von Goba aus steigt die Straße sehr steil an und man erreicht diese andere Welt schließlich auf einer Höhe von ungefähr 4100 Metern. Immer wieder geben sich beeindruckende Blicke zurück in die tieferen Regionen um Goba frei und die Bergkämme der Umgebung. Die Vegetation wandelt sich rasant mit zunehmender Höhe bis man schließlich auf dem recht kargen und artenarmen Hochplateau angelangt ist. Das Sanetti-Plateau ist der Lebensraum des Äthiopischen Wolfes, der sich hier hauptsächlich von den Kleinstnagern wie Mäusen, Ratten und Riesenwühlmäusen ernährt, die einem unter den Füßen umherlaufen. Die Moorländer sind besonders für Vogelbeobachter fantastisch und Klunkerkraniche und Blauflügelgänse sind keine Seltenheit entlang der zahlreichen Wasserteiche, die sich während der Regenzeit bilden.

Von der Piste aus lohnen Spaziergänge und fitte Leute können auch einmal einen der Hügel erklimmen die immer wieder aus der flachen Landschaft emporragen. Der Konteh-Berg zählt mit seinen 4132 Metern zu den höchsten Bergen des Landes. Der zweithöchste Berg Äthiopiens, der Tulu Deemtu (4377 Meter) befindet sich ebenfalls auf dem Plateau und ist an seinem Funkmast schon gut aus der Distanz zu erkennen. Man kann sogar mit dem Fahrzeug hinauffahren und hat von hier aus an Schönwettertagen eine überragende Fernsicht bis zur südlichen Abbruchkannte des Plateaus hinunter in die Harenna-Wälder. Man kann sogar noch weiter zur Kannte selbst fahren und wird von den Ausblicken über die weiten Wälder begeistert sein. Ein schöner Ort ist auch der Bergsee Gebre Guracha, an dessen Ufer sich ein Zeltplatz (mit eigener Quelle!) befindet, wo an wunderschön übernachten kann. Der See liegt etwa vier Kilometer zu Fuß von der Piste durch den Park entfernt. Der Sanetti Zeltplatz ist für Fahrzeuge gut anzusteuern und weitere schöne Plätze sind Humburi oder Abelkassim, die aber jeweils einige Kilometer von der Straße entfernt leigen und nur zu Fuß erreicht werden können.

Das Sanetti-Plateau erreicht man nach etwa 50 Kilometer Autofahrt von Dinsho (2 Stunden) aus über die Ortschaften Robe und Goba. Von Goba aus führt eine Allwetterstraße einmal quer über das Plateau bis in den südlichen Teil des Nationalparkes. Entweder plant man einen Tagesbesuch von Dinsho oder Goba aus oder man übernachtet im südlichen Teil des Parks beispielsweise in der Bale Mountains Lodge.

Bale Mountains Nationalpark

Skurile Landschaften, die an Schottland erinnern, in 4.100 Metern Höhe auf dem Sanetti-Plateau | Foto: Christian Sefrin

Harenna-Wald

Über eine Distanz von nur 28 Kilometern fallen die Berge vom Sanetti-Plateau auf über 4000 Metern auf nur noch 1500 Meter ab. Hier befindet sich im südlichsten Zipfel des Nationalparkes der Harenna-Wald. Seine üppige tropische Vegetation deckt sich überhaupt nicht mit den Bildern, die viele Besucher mit Äthiopien in Verbindung bringen. Reichhaltige Niederschlagsregime haben diese grüne Oase direkt am Fuße der kargen Bale-Hochländer entstehen lassen. In den höheren Lagen wachsen bis zu 5 Meter hohe Heiden, deren Stämme üppig wie in einem Märchenwald mit Flechten und Moosen bewachsen sind. Südlich des Dörfchens Rira führt die Straße hinab ins Tiefland und der lichte Wald schließt sich immer mehr. Viele der Steilhänge sind mit Bambus bewachsen.

Eine schöne Wanderung von Rira aus führt zum Gusheralle Berg zunächst durch dichten Bambuswald mit guten Chancen Wildtiere zu sehen. Auch Leoparden und Löwen leben noch in diesem Gebiet, weswegen man nicht ohne bewaffneten Führer unterwegs sein sollte. Auf dem Gipfel hat man dann eine tolle Aussicht über die Wälder, durch die man gekommen ist. Ebenfalls von Rira aus kann man zu zwei Wasserfällen wandern.

Hat man einen Mietwagen zur Verfügung, dann kann man auch in das 35 Kilometer südlich von Rira gelegene Dorf Manyete fahren. Inmitten eines tropischen Waldes kultivieren die Bauern hier Wildkaffee, der im Schatten der Urwaldriesen prächtig gedeiht. Neben einem Besuch von Bauernfamilien lassen sich über die Bale Mountains Lodge auch Kaffeezeromonien und geführte Touren zum Wildkaffeeanbau organisieren.

Am besten lässt sich dieser Teil des Nationalparkes erkunden, wenn man in der Umgebung des Dörfchens Rira übernachtet. Vom Nationalparkbüro bis hierher sind es knapp 100 Kilometer, was zu weit ist für einen Tagesausflug mit Wanderprogramm. Man sollte besser so planen, dass man zunächst das Sanetti-Plateau ansteuert und Wanderungen übernimmt, um dann in Rira zu übernachten, um am Folgetag den Harenna-Wald zu erkunden. Es gibt neben der sehr luxoriösen Bale Mountains Lodge in Rira eine sehr einfache Unterkunft oder man übernachtet auf dem Katcha Zeltplatz etwa sieben Kilometer außerhalb des Dörfchens Rira. Der Vorteil an der Lodge ist es, das gut geschulte Führer täglich wechselnde Wanderungen und Touren anbieten. Wer jedoch individuell reisen möchte, der sollte dennoch auf einen lokalen Führer nicht verzichten, da man sich auf den buschigen Waldpfaden sehr leicht verlaufen kann.

Trekking im Nationalpark

Der Bale Mountains Nationalpark ist sicherlich eine der schönsten Wanderdestinationen Äthiopiens. Hierfür sollte man jedoch mindesten 3 Tage in der Reiseplanung berücksichtigen, um einen annähernd umfassenden Eindruck vom Nationalpark zu bekommen. Auch wenn die Wanderungen für erfahrene Wanderer problemlos zu bewerkstelligen sind, so benötigt es doch einer guten Planung und eine gute Campingausrüstung ist von Nöten. Im Nationalpark gibt es keine Ausrüstung zum Mieten. Man sollte schon im Vorfeld mit Wanderagenturen im Land in Kontakt treten oder für die individuelle Organisation vor Ort über die Bale Mountain Guide Association zusätzliche Zeit von 1 bis 2 Tagen Vorbereitung einplanen.

Bale Mountains Nationalpark

Die Berg-Nyala Antilopen finden sich zahlreich um das Büro der Nationalparkverwaltung | Foto: Christian Sefrin

Die Touren durch den Nationalpark starten immer in der Kleinstadt Dinsho am Büro der Nationalparkverwaltung. Hier registriert man sich, zahlt seine Gebühren und bekommt einen bewaffneten Ranger zugewiesen. Man kann entweder sein Gepäck alleine tragen oder Maultiere für den Gepäcktransport anmieten. Englischsprachige Wanderführer sind für Individualreisende nicht obligatorisch, aber sie empfehlen sich, sofern man keinen von der Reiseagentur gestellt bekommt, mit der man unterwegs ist. Gruppen müssen immer von einem lokalen Führer begleitet werden.

Die meisten Zeltplätze im Park liegen zwischen 3000 und über 4000 Metern, wobei man die Wetterverhältnisse im Blick haben sollte. Besonders in der Trockenzeit in kann es nachts in den Camps empfindlich kalt werden. Zu beachten ist auch, dass viele Zeltplätze keine Frischwasserquellen haben. Jegliches Wasser ist mitzubringen! Die Wanderangebote variieren zwischen 2 bis 11 Tagen, wobei Etappenlängen zwischen 3 und 8 Stunden schwanken können. Im Büro der Nationalparkverwaltung gibt es einige Routenvorschläge und man kann sich für eine Tour seiner Wahl entscheiden. Einige Zeltplätze (z.B. Sanetti, Katcha) kann man sogar über eine Piste mit dem Auto erreichen, so dass man auch an unterschiedlichen Orten im Nationalpark mit der Wanderung beginnen oder enden kann.

In der Regel beginnen die Wanderungen jedoch am Büro der Nationalparkverwaltung in Dinsho. Dies macht auch deswegen Sinn, da man so durch alle Vegetationszonen des Parks hindurch wandert und somit die Vielfalt des Parks erleben kann. Die am meisten gewanderte Route führt von Dinsho zu Sodota Zeltplatz durch das Webtal am Finch Habera Wasserfall vorbei. Dann an Tag 2 zum Wasama Zeltplatz mit Besteigung des Wasama Berges. Schließlich endet sie am dritten Wandertag an der Straße auf dem Sanetti-Plateau, wo ein Fahrzeug einen abholen muss. Wer mehr Zeit auf dem Sanetti-Plateau verbringen möchte, der kann auch eine abseitige Route über die Zeltplätze Keyrensa, Rafu und Gebre Guracha laufen. Hier besteigt man auch den zweithöchsten Berg Äthiopiens, den Tulu Deemtu und kommt am spektakulären Lavastrom bei Rafu vorbei (6 Tage/5 Nächte). Eine komplette Durchquerung des Parks von Nord nach Süd in die Harenna-Wälder dauert je nach Route zwischen 8 und 11 Tagen und ist sicherlich eine der abwechslungsreichsten Wanderungen, die man in Äthiopien unternehmen kann.


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Reiseführer Äthiopien: Eine Reise im ältesten Kulturland Afrikas von Christian Sefrin

Kompakt und informativ reisen Sie mit meinem Wissen und persönlichen Empfehlungen aus meinen über zehn Jahren in Äthiopien.

Neben aktuellen Reisetipps und vielen Hinweisen zur Reisevorbereitung bietet dieser Trescher-Reiseführer umfassende Hintergrundinformationen über Geschichte, Natur und Kultur Äthiopiens und ermuntert auch abseits der Touristenrouten unterwegs zu sein.


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